Berlin - Der bundesweite Arbeitskreis „Green Shooting“ mit TV-Sendern, Produktionsfirmen, Filmförderungen und Verbänden sowie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) setzen gemeinsam ein deutliches Zeichen für noch mehr Klima- und Umweltschutz bei der Film- und TV-Produktion. Eine entsprechende Initiative wurde am 24. Februar 2020 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin vorgestellt. MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen ist begeistert: „Beeindruckendes Engagement der beteiligten Produktionsfirmen“.
Nationales Zertifikat für grünes Drehen
Ein Zertifikat für besonders nachhaltiges Produzieren im Film- und Fernsehbereich soll ab Sommer 2020 deutschlandweit mit einer ersten Pilotphase starten. Das Zertifikat wird dauerhaft von der Filmförderungsanstalt (FFA) im Auftrag der BKM an interessierte Produktionen vergeben und unter wissenschaftlicher Begleitung zu einem deutschlandweiten Standard weiterentwickelt. Das zugrundeliegende Konzept geht wesentlich auf den Arbeitskreis „Green Shooting“ zurück. Aufbauend auf die Erfahrungen der Pilotphase des Zertifikats plant die BKM ergänzend die Einführung verbindlicher Nachhaltigkeitskriterien für die Filmförderung des Bundes.
Filmbranche: Selbstverpflichtung zu 100 ökologisch nachhaltig hergestellten Produktionen
Bereits jetzt verpflichten sich die Mitglieder des Arbeitskreises „Green Shooting“ freiwillig dazu, in den Jahren 2020 und 2021 100 Film- und TV-Produktionen nach ökologischen Nachhaltigkeitskriterien zu produzieren. Unter den 100 Produktionen sind nach heutigem Stand zum Beispiel sechs Daily Soaps wie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder „Sturm der Liebe“, 17 Serien wie zum Beispiel „Soko Stuttgart“, „Bettys Diagnose“ oder „Ich und die anderen“ sowie 20 Tatort- und Polizeiruf-Folgen. Ein Siegel ist für die Teilnahme an der Selbstverpflichtung nicht vorgesehen. Ein Teil dieser Produktionen wird aber auch an der Pilotphase des freiwilligen Zertifikates von BKM und FFA teilnehmen. Ebenso wie die Pilotphase des Zertifikats werden im Rahmen der gemeinsamen Initiative von BKM und Branche auch die Abschlussberichte der 100 Produktionen wissenschaftlich ausgewertet.
Der Arbeitskreis „Green Shooting“
Der 2017 von der baden-württembergischen Filmförderung (MFG Baden-Württemberg) gegründete und geleitete Arbeitskreis „Green Shooting“ arbeitet seither konsequent an einer Transformation hin zu einer ökologisch nachhaltigen Produktionsweise. Dem Arbeitskreis gehören außer der MFG die Produktionsunternehmen Bavaria Fiction, Constantin, Divimove, UFA und Ziegler Film, die Sender ARD, Mediengruppe RTL, Sky und ZDF, die Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein, die deutsche Filmakademie und die Filmverbände Produzentenallianz und Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen an.
Verwendung von Ökostrom, Verzicht auf Diesel-Generatoren und Flugreisen u.a.
Durch die gemeinsame Nachhaltigkeitsinitiative von BKM und Branche soll der Ressourcen- und Energieverbrauch bei der Herstellung von audiovisuellen Inhalten deutlich reduziert und noch stärker als bisher an dem gesamtgesellschaftlichen Ziel des Klima- und Umweltschutzes ausgerichtet werden. Sowohl das Zertifikat als auch die Selbstverpflichtung der Branche forcieren daher u.a. die Verwendung von Ökostrom, von emissionsreduzierten PKWs und LKWs, einen Verzicht oder eine deutliche Reduktion von Diesel-Generatoren, Flugreisen und umweltschädlichen Substanzen, den Einsatz nachhaltigen Caterings sowie konsequente Mülltrennung und die Verwendung von energiesparenden Leuchtmitteln. Teil der Initiative ist zudem eine professionelle Beratung vor Ort und eine CO2-Bilanzierung jeder teilnehmenden Produktion.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters:
„Klima- und Umweltschutz sind zentrale gesamtgesellschaftliche Anliegen. Deshalb ist auch in der ressourcenintensiven Filmbranche jeder einzelne gefragt, seinen Beitrag zu einer nachhaltigen Produktionswirtschaft in Deutschland zu leisten. Entscheidend ist ein enges Zusammenwirken der gesamten Branche, über alle Genres hinweg und jenseits reiner Eigeninteressen. Genau dafür steht unsere gemeinsame Nachhaltigkeitsinitiative. Das freiwillige Zertifikat soll nachhaltige Produktion anerkennen. Die in der Pilotphase gesammelten Erfahrungen bilden die Basis dafür, in einem zweiten Schritt verbindliche Nachhaltigkeitskriterien in unserer Filmförderung festzulegen“.
Der Sprecher des Arbeitskreises Carl Bergengruen (MFG Baden-Württemberg):
„Die Mitglieder des Arbeitskreises „Green Shooting“ verpflichten sich, 2020/21 ein sehr hohes Produktionsvolumen an Film- und TV-Produktionen auf eine ökologisch nachhaltige Produktionsweise umzustellen. Dazu gehören unter anderem sechs Daily Soaps, 17 Serien und zahlreiche Primetime- und Kino-Filme. Und wir rechnen mit vielen weiteren Anmeldungen unserer Mitglieder in den kommenden Monaten. Über dieses beeindruckende Engagement der beteiligten Produktionsfirmen freue ich mich sehr. Durch die Selbstverpflichtung zu 100 ökologisch nachhaltigen Produktionen ist eine wirksame und messbare Verringerung der CO2-Emissionen der Film- und TV-Branche zu erwarten. Aber zugleich ist die Selbstverpflichtung ein Selbstversuch der Branche. Ziel ist es auch herauszufinden, was noch nicht funktioniert und welche Maßnahmen zur noch weitergehenden CO2-Reduzierung entwickelt werden müssen.“
Beteiligte Produktionsfirmen und Sender
Die Koordination der Initiative für die 100 ökologisch nachhaltigen Produktionen liegt bei der MFG Baden-Württemberg. Die Mitglieder des Arbeitskreises haben Produktionen von den Firmen Achtung Panda Media, Bavaria Fiction, Cinecentrum, Constantin Television, Constantin Film Produktion, die film, Die neue Lux, Eikon Media, fechnerMedia, Filmpool, Flare Film, Geißendörfer Pictures, HagerMoss, INDI Film, Kurhaus Production, MadeFor Film, Mafilm, Network Movie, Pantaleon Films, Realfilm, Rowboat Film, Roxy Film, Saxonia Media, Studio Hamburg Serienwerft, Studio TV, Superfilm Filmproduktion, UFA Fiction, UFA Show&Factual, UFA Serial Drama, Wood Water Films, Wüste Film, Ziegler Film und Eigenproduktionen von HR und SWR eingereicht. Diese Produktionen werden von der ARD, der Mediengruppe RTL, SKY und dem ZDF beauftragt und gesendet oder im Kino gezeigt.
Bewerbungsphase für das neue Zertifikat
Die Bewerbungsphase für das neue Zertifikat beginnt am 1. Juli 2020. Ansprechpartner ist die FFA.
Quelle: MFG Baden-Württemberg